Grigori Jefimowitsch Rasputin
Aus dem Leben eines
erfahrenen Pilgers
sowie
Meine Gedanken und Ideen
beides niedergeschrieben von Chionija
Berladskaja,
ins Deutsche übersetzt von Klaus Mailahn
Petrograd, 1907 – 1915
Übersetzung: Konstanz 2010
Die meisten Biographien über Gregori Jefimowitsch Rasputin (1869-1916), den russisch-sibirischen Heiler, Seher und Erotomanen, konzentrieren sich auf seinen politischen Einfluss, seine Wunderheilungen, sowie die sexuellen Ausschweifungen, inwieweit diese nun der Wahrheit entsprechen mögen oder nicht. Kaum jemand indes spricht von dem, was für diesen Mann am wichtigsten war: Seine tiefe, wenngleich zeitweilig fehlgeleitete Religiosität, sein Seelenleben und seine Gedankenwelt. Neben seiner Tochter Maria Rasputin haben wir es vor allem seiner Verehrerin Chionija Berladskaja zu verdanken, dass wir davon Kunde bekommen, wovon die AutorInnen der Biographien schweigen, oder zumindest diesen Themenkreis sträflich vernachlässigen.
Hören wir hier in seinen eigenen Worten von den Dingen, die ihm wichtig waren, von seinen Besuchen an heiligen Orten, und gewinnen so, gemeinsam mit den Biographien, ein ausgewogeneres Bild von dieser Persönlichkeit der russischen Geschichte, deren Einfluss zu dem so unglücklichen Ende für die Zarenfamilie mit beitrug.
1. Werk:
Aus dem Leben eines erfahrenen Pilgers
Aus meinen jungen Lebensjahren
In meinen jungen Lebensjahren lebte ich wie jeder andere
auch, hatte weltliche Interessen und Vergnügungen, bis ich 28 Jahre alt war.
Ich liebte die Welt, war freundlich zu Allen, und wenn ich Trost brauchte, so
suchte ich ihn in der irdischen Welt. Ich besaß ein Fuhrwerk und arbeitete als
Fuhrmann, fing Fische und pflügte den Acker. Die Dinge standen gut für einen
Bauern, doch ich hatte auch eine Menge Ärger. Wenn irgendwo etwas danebenging,
gab man mir die Schuld, auch wenn es nicht mein Fehler war. Andere Arbeiter in
der Gruppe verspotteten mich. Ich pflügte viel und schlief wenig. Mein Herz
suchte nach Erlösung. Ich betrachtete die Priester, wie sie sangen und laut und
klar ihre Messe lasen, um anschließend Holz zu hacken wie Bauern. Das war nicht
das, was ich für mich wollte.
Von meinen Pilgerfahrten
So beschloss ich, ein Pilger zu werden und machte mich auf
den Weg. Für mich war alles interessant, Gutes wie Böses, doch da war niemand,
den ich hätte fragen können, was all das bedeutete. Ich war viel unterwegs und
untersuchte alles im Leben. Während meiner Pilgerfahrten musste ich auch Leid
und Unglück durchmachen. Böse Menschen planten, mich zu töten und verfolgten
mich, doch Gott rettete mich jedes Mal. Viele Lügen wurden über mich
verbreitet. Einmal verließ ich eine Ortschaft und jemand war neidisch auf meine
guten Taten. Er behauptete, dass ich etwas gestohlen hätte, und der Besitzer
schickte seine Diener aus, um mich festnehmen zu lassen. Doch der wahre
Schuldige wurde bald entdeckt. Oftmals versuchten Wölfe, mich anzugreifen, doch
ich konnte ihnen stets entkommen. Einmal wurde ich von Räubern überfallen, dir
mir alles nehmen wollten. Ich sprach zu ihnen: „Das alles gehört mir nicht. Es
gehört Gott. Nehmt, was immer ihr wollt. Ich bin glücklich, es euch geben zu
können.“ Das überraschte sie, und sie fragten mich, wer ich sei und woher ich
käme. Ich sagte ihnen, dass ich eine von Gott gesandte und Gott ergebene Person
sei. Es ist leicht, nun davon zu erzählen, doch es war schwer, es zu
durchleben. Täglich ging ich 40 bis 50 Werst, egal bei welchem Wetter. Ich aß
nicht viel. Als ich einmal das Gouvernement Tambow durchquerte, ernährte ich
mich nur von Kartoffeln. Ich hatte nie Geld mit dabei. Gute Menschen gaben mir
ein Lager für die Nacht und teilten ihr Essen mit mir. Oftmals reiste ich von
Kiew nach Tobolsk, ohne die Kleidung zu wechseln, einmal ein halbes Jahr lang
nicht. Häufig ging ich drei Tage lang am Stück, ohne zu rasten und mit nur sehr
wenig zu essen. An heißen Tagen trank ich keinen Kwass und arbeitete mit
Tagelöhnern. Ich arbeitete mit ihnen und machte Pausen, um zu beten. Wenn ich
Pferde auf die Weide brachte, betete ich. Das war mein Glück und mein Trost.
Ich war gern draußen und fand Trost in der Natur. Oft dachte ich über den
Erlöser nach und darüber, dass die Natur mich gelehrt hatte, Gott zu lieben und
mit Ihm zu sprechen. Ich dachte an den Heiland mit Seinen Aposteln und an die
Himmelskönigin, wie Sie an die Höhen kam und Gott fragte, ob Sie bereit für Ihn
sein dürfe. Die Natur kann uns eine Menge lehren, und jeder Baum hat seine
Bedeutung. Der Frühling ist ein großes Ereignis für jeden kontemplativen
Menschen. Die Seele blüht auf wie die Natur, und man erwartet den Ostertag. Die
Natur erinnert dich daran, wie eine Seele sich in ihrer Liebe zu Gott
entwickelt. Der Frühling bringt auch den nicht-religiösen Leuten Freude, doch
können diese seine volle Bedeutung nicht verstehen. Ich las auch das Evangelium
jeden Tag und dachte darüber nach.
Kampf gegen die Dämonen, Sieg der Liebe
Danach musste ich drei Jahre lang lernen, Ketten zu
tragen, und böse Dämonen verwirrten meinen Geist. Ich hatte viel zu kämpfen,
und die Ketten taten mir nicht gut. Dann aber fand ich die Ketten der Liebe.
Ich liebte jedermann. Ich sah, wie die Menschen den Tempel verließen und liebte
sie. Ich musste viel kämpfen und durchlebte viele Dinge. Eines Tage dachte ich,
dass Gott nicht die königlichen Paläste für sich erwählt hatte und in Armut
geboren wurde. Deshalb grub ich mir eine kleine Höhle und begab mich jeden Tag
hinein, um darin zu beten. Jede freie Minute, die ich hatte, verbrachte ich
dort, und oftmals schlief ich auch darin. Böse Dämonen machten mir Angst und
wollten mich daraus vertreiben, doch ich gab nicht auf. Acht Jahre lang
verbrachte ich so, doch schließlich verbannten die Leute mich von diesem Ort,
und ich musste fort. Im Allgemeinen glaube ich nicht an Visionen, und Gott
bewahrte mich vor ihnen. Die einzige Versuchung, die ich hatte, war, sich gegen
die Gesellschaft zu erheben. An Visionen sollte man nicht glauben; sie sind
über uns. Mit Visionen solltet ihr sehr vorsichtig umgehen. Sie bringen euch
Böses, und ihr verschwendet eure Tage und Stunden damit, werdet anmaßend wie
ein Pharisäer. Es ist hart für Pilger, gegen Dämonen zu kämpfen. Als ich nach
Kiew reiste, aß ich morgens jeweils nichts. Ich ging, ohne zu essen. Das war
meine Gewohnheit. Dämonen waren neidisch auf meine guten Taten und erschienen
mir als Bettler oder sonst wer. Wenn ich mich bekreuzigte, verschwanden sie.
Oder es schien mir, dass ein Dorf weit entfernt wäre, aber dann sah ich, dass
es direkt vor mir lag. Welch ein Dämon! Oder manchmal hatte ich gottlose
Gedanken und litt unter Müdigkeit, Hunger oder Durst. Das alles war das Werk
des Teufels. Sobald ich ein Dorf erreichte, ging ich dort in die Kirche.
Dämonen wisperten mir zu, dass ich um Geld bitten solle, weil ich es für meine
lange Reise brauchen würde, oder sie sagten zu mir, dass ich die Leute
anbetteln solle, mich aufzunehmen und mir zu Essen zu geben. Mit diesen Dämonen
musste ich jahrelang kämpfen. Ich hörte auf, darüber nachzugrübeln und ging zur
Kirche. Ich sprach mit ortsansässigen Bauern und sie gaben mir zu essen und
halfen mir. Das ist es, was Pilger tun müssen. Sie dürfen nicht über das Wetter
oder sonst etwas klagen, denn es kommt alles von Gott. Eine Pilgerfahrt soll
eine gewisse Zeit lang dauern, einige Monate, aber nicht Jahre. Ich bin Pilgern
begegnet, die seit vielen Jahren unterwegs waren, doch allen diesen hat es
nicht gut getan. Sie wurden faul und nachlässig, und nur einer von Hundert
folgte Christus nach. Es ist auch nicht gut für uns Pilger, mit Dämonen zu
kämpfen. Müdigkeit bringt Böses. Deshalb solltet ihr nicht jahrelang Pilger
sein, und wenn ihr es doch tut, müsst ihr viel Kraft und Willen haben, könnt
taub und manchmal auch dumm werden. Wenn ihr all das befolgt, wird es eine
unerschöpfliche Quelle des Lebens für euch sein. Heutzutage ist es schwer, das
zu finden. Gott ist Ein und Derselbe, doch die Zeiten sind andere. Doch Gott
hat Seine Seligkeit, und die Zeit wird kommen. Pilger sollten in jedem Kloster
Gemeinschaft suchen, wenn sie traurig sind oder verschiedene Bedürfnisse haben.
Heilige Geheimnisse bringen den Pilgern Freude, so wie der Frühling Freude auf
die Erde bringt.
Über das Leben in den Klöstern und die Priester
Ich war in vielen Klöstern und würde ein solches Leben
nicht empfehlen – seine Frau zu verlassen und Mönch zu werden. Ich habe dort
viele Menschen gesehen, die nicht wie Mönche leben. Ihre Frauen halten nicht,
was sie ihnen versprachen, und deshalb werden sie in die Hölle kommen. Ihr
solltet in eurem eigenen Dorf Erfahrungen sammeln und danach leben. Und eure
Frauen sollten genug Erfahrung haben, um damit leben zu können. Dann seid ihr
gesegnet. Es ist schwer, heutzutage Erlösung zu finden. Jeder sucht nach
Erlösung und ist dennoch bereit, darüber zu spotten. Die Kirche ist nun die
Zuflucht und der Trost, doch die heutige Priesterschaft führt kein religiöses
Leben. Doch wir sollten nicht traurig sein. Der Erlöser hat gesagt: „Nehmt euer
Kreuz und folgt mir nach.“ Wir kommen nicht zum Klerus – wir kommen in die
Kirche. Ihr könnt denken, er kann nicht gut sein, doch er ist immer noch ein
Priester. Wir haben Versuchungen und sein Schwager besucht Bälle, seine Schwiegermutter
schäkert herum und seine Frau verschwendet zu viel Geld für Gewänder, und er
empfängt viele Gäste zum Frühstück. Doch er ist immer noch euer Vater – euer
Priester. Sagen wir mal, ein Gutsbesitzer schickt seinen Diener aus, um Erbsen
zu holen, und dieser bringt ihm Radieschen. Was wird der Gutsbesitzer tun?
Bestimmt wird er seinen Diener bestrafen. Diejenigen, die Analphabeten sind,
und deren Leben zur Erlösung drängt, sind wahrscheinlich begabter – was immer
sie tun, es gelingt ihnen! Hier ein Beispiel dafür. Ein Landbesitzer hatte zwei
Arbeiter, doch als zwei andere kamen, arbeiteten diese mehr. Der Landbesitzer
dankte ihnen und erinnerte sich an sie. Die ersten beiden wurden eingestellt,
und die anderen kamen und taten mehr als diese Angestellten. Oft habe ich
gesehen, wie diejenigen missbilligt werden, die nur nach Gottes Wort leben und
nur über die Liebe und die heiligen Geheimnisse sprechen, Hymnen singen oder
das Neue Testament Kapitel für Kapitel durchlesen. Diese Missbilligten haben zwar
ihre Position, doch sie sind weit von Gott entfernt. Wir sollten nicht fragen,
wie Gott sie bestraft. Gott wird ihnen den Weg – die Wahrheit – zeigen. Ihr
Lachen wird sich in Tränen verwandeln. Wir wollen nicht auf sie schauen,
sondern „weiterhin Hymnen singen, uns von ganzem Herzen lieben“ und „uns
gegenseitig mit heiligen Küssen begrüßen“, wie der Apostel sagte.
Über das Gebet und die Vergebung
Wir sollten nicht alle prachtvoll werden. Wir müssen Dem
zuhören, Der uns führt und uns vor Dämonen in Acht nehmen. Wir sollten auch
nicht an Träume glauben, außer wenn sie von der Theotokos und dem Kreuz
handeln. Dämonen bringen selbst zwischen Brüdern Streit und Haarspaltereien.
Dann weisen sie sich gegenseitig auf ihre Fehler hin und sprechen nicht mehr
miteinander bis zum Ende ihres Lebens, und noch auf dem Sterbebett wollen sie
sich nicht vergeben. Wir sollten einander vergeben und nicht über andere
richten. Wir sollten Fehler mit Langmut behandeln und die Leute umarmen wie
Mütter ihre Kinder. Behandelt die Gefallenen freundlich und seid vorsichtig,
dass ihr nicht selbst fallt. In euren Herzen sollt ihr nahe bei Gott sein,
nicht durch das Buch. Dämonen lauern stets darauf, die Suchenden zu verletzen.
Einmal im Winter ritt ich und es war eiskalt. Dämonen sagten zu mir: „Nimm
deinen Hut ab und bete hier – denen, die suchen, ist alles möglich.“ Ich nahm
meinen warmen Hut ab und begann zu beten, und siehe, ich fühlte mich ganz nahe
bei Gott. Doch was geschah dann? Am nächsten Tag hatte ich eine Erkältung und
Fieber. Nachdem es mir besser ging, fastete ich und betete viel. Ihr könnt
ruhig draußen beten, aber bei Frost lasst euren wärmenden Hut ruhig auf. Die,
die Gott suchen, werden alles nicht als Sünde, sondern als Erfahrung ansehen.
Nach solchen Versuchungen werdet ihr stärker und vernünftiger handeln. Ihr
sollt wachsam sein und mit den Gedanken stets beim Herrn sein, besonders wenn
ihr daran arbeitet, wie die Apostel des Herrn neue Fische zu fangen. Wenn ihr
pflügt, denkt daran, dass Arbeit Heil bringt. Lest hin und wieder Gebete an die
Theotokos, und wenn ihr in einem dichten Wald seid, dann denkt an die Wüste, wo
unsere Vorväter sich zu verstecken pflegten. In der Erntezeit denkt an die
Taten und an die Arbeiter. Wenn ihr wandert oder reitet, dann denkt nach über die
Menschen, die in der Wüste lebten. Wenn ihr mit jemandem seid, dann denkt an
die Tausende von Menschen, die Christus nachfolgten. Obwohl alle Menschen
sündig sind, wurden wir alle von Gott erschaffen. Wenn ihr sinnliche Begierden
habt, dann stellt euch das Kreuz vor und schreit laut: „Wenn du ein Engel bist,
dann geh mit mir zum Kreuz, und ich werde ein Heiliger sein, andernfalls wirst
du Leiden über uns beide bringen, und wir werden beiden leiden!“ Wenn ihr
alleine seid, dann sprecht laut: „Jesus Christus, errette mich durch die Gebete
an die Theotokos.“ Wenn jemand in eurer Nähe ist, dann sprecht diese Gebete zu
euch selbst. Nehmt am Abendmahl teil, sooft ihr könnt. Betrachtet die Priester
als gut. Auch sie haben Familien und sind lediglich Menschen. Sie würden gerne
um Rat fragen, doch niemand kann ihnen einen geben. Heutzutage ist es schwer,
gute Ratgeber zu finden. Böse Dämonen senden auch Erkrankungen. Pilger bekommen
wunde Füße und Rückenschmerzen, leiden an Hunger und Durst. Diejenigen, die
sich bekreuzigen, bekommen Krämpfe oder ihre Vision wird trübe. In der Nacht
wollen uns Dämonen im Schlaf stören, oder wir hören Geräusche, und Angst
überkommt unsere Seele. Den hart Arbeitenden bringen sie Faulheit. Wie könnt
ihr gegen all das ankämpfen? Ihr sollt beten und dabei auf euch Acht geben;
passt auf, dass dabei niemand in eurer Nähe ist. Dann werdet ihr gesegnet sein,
denn die Dämonen haben euch gelehrt, Gott zu lieben! Auf diese Weise könnt ihr
eure Feinde überwinden. Das ist wie ein Jude, der Dinge verkauft und die Leute
betrügt, am Ende aber selbst ruiniert ist.
Meine innere Heilung, Lob der Bauern
Mein ganzes Leben lang litt ich an Krankheiten, und jeden
Frühling konnte ich viele Nächte nacheinander nicht schlafen. Das war im Alter
von 15 bis 38. Aus diesem Grund begann ich ein neues Leben. Die Medizin war mir
keine Hilfe. In den Nächten urinierte ich ins Bett wie ein Kind. Die Heiligen
aus Kiew aber heilten mich, und Simeon von Werchoturje wies mir den Weg, wie
ich meine Schlaflosigkeit heilen konnte. Es war schwer, all das zu überstehen,
doch ich habe es geschafft. Ich arbeitete viel und schlief wenig. Als ich meine
Pilgerfahrten zu den heiligen Stätten begann, fand ich Freude in dieser anderen
Welt. Ich besuchte viele Orte, litt viel und sah Menschen, wie sie Gott
dienten. Ich erkannte, dass auch die Bauern auch Teil davon sind und sogar der
Zar die Ergebnisse ihrer Arbeit nutzt. Alle Vögel und sogar Mäuse nutzen die
Arbeit der Bauern. Mit jedem Atemzug loben wir Gott, und alle unsere Gebete zu
Ihm sind für die Bauern – nur lasst sie nicht schwören! Bauern sind groß vor
Gott. Sie besuchen keine Bälle oder das Theater, doch sie verstehen eines –
Gott hat ihnen befohlen, hart zu arbeiten. Ein Bauer hat eine Sense in der Hand
und einen Pflug in seinem Herzen. Statt Luxuskleidung trägt er etwas Einfaches,
und statt drei schneller Pferde hat er nur ein müdes kleines Pferdchen. Er
reitet den Weg entlang und betet zu Gott, dass er ihn zu seinem Land oder in
die Stadt mitnehme. Deshalb ist Christus mit ihm! Manchmal ist es hart für die
Bauern, doch Luxus ohne Gott ist sinnlos. Sie haben nichts, wegen dem man sie
beneiden könnte. Es ist wie mit den Juden, die gut aussehende, aber schlechte
Ware verkaufen. Ihr zahlt Geld dafür und es bringt euch nichts. Ihr Glück ist
wie die Hoffnung, dass das Eis aufbricht. Ihre Kleidung ist teuer, doch in
ihren Seelen ist Dunkelheit. Wenngleich, das ist jedoch nicht immer der Fall.
Auch Diamanten wurden von Gott erschaffen. Wir sollten nicht arrogant werden.
Demut und Liebe – nur sie bringen wahre Freude. Liebe ist lebensnotwendig. Wenn
es dereinst keine Prophetien mehr gibt und keine neuen Erkenntnisse, wird die
Liebe immer noch sein. Strebt nicht nach Ehren, geht einfach euren Weg auf der
Suche nach Gott, und jeder wird euch zuhören. Ich bin bei vielen Bischöfen
gewesen. Ich habe mit ihnen gesprochen, und sie testeten mich auf
unterschiedliche Art und Weise. Wenn ihr mit demütigem Herzen und lauterer
Seele kommt, haben ihre Worte keine Wirkung, und sie lauschen euren einfachen Worten,
weil ihr durch Gottes Segen gesandt worden seid. Wenn ihr die Begehrlichkeit
nicht überwindet, sagt ihr ein Wort und sie verstehen etwas völlig anderes
darunter. Sie wollen euch und eure Suche nach Etwas prüfen. Doch wenn ihr nicht
nur mit einfachen Worten kommt, werden sie still und können nichts gegen euch
sagen. Ich war auf vielen kirchlichen Akademien in Kiew, Moskau, Kasan und St.
Petersburg. Jetzt, in diesen Zeiten der Verstimmung, 1907, sind sie nicht in
der Lage, jedem zu helfen. Selbst Gott hatte keinen Einfluss auf jedermann und
bereitete die Hölle und Dunkelheit für sie vor. Ich habe dort viel über diese
schwierigen Zeiten gesprochen, aber noch mehr über die Liebe - Liebe meiner
Erfahrung nach.
Über die Göttliche Liebe
Wenn ihr euch nicht von Begierden versuchen lasst, sondern
stattdessen Trost sucht und in eurer Seele zu Gott betet, werden die Dämonen
von euch fernbleiben, und ihr werdet Menschen heilen. Wenn ihr nur euren Darm
füllen wollt und nach Ehren und Geld strebt, werdet ihr hier oder dort nichts
erlangen. Wenn ihr hart arbeitet, wird Gott euch geben, was ihr wirklich
braucht. Der Teufel wartet nur darauf, euch zu sagen, dass ihr nach Ruhm und
Geld streben sollt. Der Teufel ist listig und hat viele Fallen gelegt. Ich habe
all das durchlebt! Ihr solltet nicht nach Ruhm und Ehre für euch selbst suchen.
Das bringt euch nichts als Ärger ein – Ruhm und Ehre werden euch weder im
Himmel noch auf der Erde zuteil. Wenn ihr Dinge für euch selbst anstrebt,
werdet ihr, wie das Neue Testament sagt, wie ein lebender Leichnam sein. Wissen
ist nichts für die Gottesfurcht! Ich sage nicht, dass ihr nicht lernen sollt,
aber die Gelehrten werden nicht zu Gott kommen. Sie studieren alles mittels
Büchern, und das Wissen verwirrt sie. Ganz Russland ist verwirrt und akzeptiert
den Vater – den Zaren, Gottes Gesalbten – nicht mehr. Ich bin an vielen Orten
gewesen und habe vieles gesehen. Ich war bei Beamten, Offizieren und Herzögen.
Ich habe sogar die Romanows und den Zaren gesehen. Überall sind Liebe und Demut
vonnöten. Alle Gelehrten und edlen Bojaren und Fürsten hörten euer Wort der
Wahrheit, denn ihr habt Liebe, und Lügen passen nicht zur Liebe. Aber wenn ihr
tatsächlich mit den Menschen der höheren Gesellschaft umgeht, müsst ihr
wahrhaft vorsichtig sein und zu allem bereit, denn sie könnten eure einfachen
Worte als die beste Bildung verstehen. Ich bin sündhaft und war an vielen
Orten. Am wichtigsten ist für euch, arm, aber mit Christus zu leben, darin
liegt mehr Glück, als in Palästen zu wohnen. Es gibt Menschen unter den Edlen,
die haben Glauben, doch diejenigen, die auf Ehren und Auszeichnungen vom Zaren
warten, haben auf Sand gebaut. Die kleinste Flut wird ihnen alles nehmen. Ein
kleiner Fehler, und sie werden sich entweder töten oder betrinken. Sie sehen nicht
nach der Himmlischen Wahrheit, sondern streben nur nach fleischlichen Genüssen.
Es ist, als wenn sie Gott in einem Laden einen Smaragd gekauft hätten, dieser
Smaragd aber verrottet wäre. Diejenigen, die Gott und dem Zaren dienen, streben
nicht nach Ehrungen, und harte Arbeit wird belohnt werden.
Wie ich Dämonen ärgerte
Ich erinnere mich an eine andere Erfahrung aus meinem
Leben. Während dem Fest von St. Peter und St. Paul ging ich auf die Inseln, um
Bast zu sammeln und dann im See einzuweichen. Ich aß wenig Brot und scheuchte
die Mücken und Fliegen nicht von mir fort. Jeden Nachmittag um fünf Uhr zog ich
mein Hemd aus, machte hundert Verbeugungen und betete zu Jesus. Die bösen
Dämonen waren sehr neidisch auf meine guten Taten und brachten Depressionen und
Unzufriedenheit über mich. Ich war zwar verdrießlich darüber geworden, doch ich
durfte feststellen, dass ich sie sehr geärgert hatte. Sie lehrten mich eine
Menge und verließen mich mit nichts. Ihre Rolle war ein Sakrileg und
resultierte aus dem Wunder, um das ich gebeten hatte. Deshalb sollte man besser
nicht um Wunder bitten oder nach heroischen Dingen streben. Tut nur eine Sache
auf einmal. Mir tat das sehr gut, und ich lernte eine Menge von den vielen
Mücken und Fliegen. Sie lehrten mich Geduld, und im Allgemeinen auch Schmerzen
und Müdigkeit zu ertragen. Auf einem weichen Bett zu schlafen, mag einem guten
Schlaf spenden, aber noch süßer ist der Schlaf draußen, auf dem Boden neben
einer wunderschönen Birke – dann verschlaft ihr auch den Sonnenaufgang nicht.
Während dieser Nächte begann ich auch zu pflügen und kümmerte mich nicht um die
Mücken – ich überließ ihnen mein böses Blut. Ich dachte: Sie sind ebenso Gottes
Geschöpfe wie ich. Wenn es keinen Sommer gäbe, wären auch keine Mücken da.
Über die Arbeit der Bauern
Die Arbeit des Bauern ist wie Gold, und für alle Mühe gibt
es Entschädigung. Die Bauern dienen sogar den Mücken. Sie sind weise und
erfahren, mit einer hellen Seele, die viel durchgemacht hat. Leider ist ihr
Verstand wie im Zustand des Schlafes, da sie keine Schuldbildung haben. Doch
niemand weiß, was einmal daraus wird. Das einzig Wahre ist das Wissen und die
Liebe in Gott und für Gott. Wenn ihr diese Dinge bewahrt, werdet ihr attackiert
und von anderen Priestern verfolgt, doch Gott wird auch Kraft schenken. Wenn
der Priester in der Kirche ist, müsst ihr ihm Ehre erweisen. Doch wenn er mit
jungen Damen tanzt, dann denkt daran, dass er das nicht selber ist – es ist das
Werk der Dämonen. Wenn ihr seht, dass er süße Mahlzeiten serviert und Damen einlädt,
dann weil seine Schwägerin und sein Schwager jung und auf Unterhaltung bedacht
sind. Er hat einfach nur Mitleid mit ihnen. Daran solltet ihr denken.
Über die Zweifel und die wahre Liebe
Ich möchte mit euch über Zweifel reden. Ich bin vielen
Menschen zwischen 16 und 33 begegnet, die an sich selbst zweifeln. Dieser
Zweifel wird so tief, dass sie denken, sie seien nicht würdig, in die Kirche zu
gehen und die Ikonen zu betrachten. Ihre Zweifel sind so tief, dass es sie
verwirrt. Das heilige Leben sagt, dass ihr mehr über euch selbst lernen und
alles in Erfahrung bringen sollt. Dem stimme ich zu; ihr sollt euch stets
prüfen und selbst erforschen, aber treibt es nicht auf die Spitze. Denn sonst
fangen die Menschen an zu denken, dass ihnen keine wahre Liebe gegeben wurde.
Sie denken, dass sie die Menschen lieben, nur weil sie ihre Fehler erkennen und
Mitleid mit ihnen haben. Wahre Liebe ist fern von mir, denken sie. Gott hat mir
keine Liebe gegeben. Was geschieht dann? Sie beklagen, dass Gott ihnen gegenüber
nicht gerecht ist. In diesem Fall aber solltet ihr nicht denken, dass euch
keine Liebe geschenkt ist. Fragt Gott, und er wird euch lehren! Ihr könnt Gott
bitten, dass er euch reine Liebe schenkt, Liebe um Christus zu ehren. Geht
nicht ins Extrem. Seit auf der Hut vor bösen Dämonen, die euch einreden, dass
ihr nicht glücklich sein könnt, weil nicht genügend wahre Liebe erlernt habt.
Gott hat die Glücklichen nicht aus dem Paradies verstoßen, doch sollte ihr
Glück darin bestehen, Gott zu ehren. Böse Dämonen sagen: „Die Wüstenväter
beteten und fasteten, Jesus fastete 40 Tage, ihr aber solltet viel schneller zu
Gott gelangen.“ So beginnen wir zu fasten und beten wochenlang, ohne in uns zu
gehen oder die Heiligen um Rat zu bitten. Was kommt dann? Wir werden rechthaberisch,
und es kommt zu Visionen und anderen Dingen. Die bösen Dämonen kommen dann so
schnell, dass ihr es kaum glauben könnt. Dann bekommt ihr Schmerzen und
Beschwerden, eure Nerven sind zerrüttet vom Fasten und ihr wollt mit niemandem
sprechen. Jeder scheint für euch ein Sünder zu sein, ihr fühlt euch schwindlig
und fallt vor Schwäche auf den Boden oder werdet verrückt. Auf diese Art und
Weise geratet ihr in die von den bösen Geistern gestellten Fallen. Wir sollten
uns Tiere zum Beispiel nehmen. Wenn ihr ein sattes Pferd nehmt, wird dieses
nicht zu schnell laufen, nehmt ihr dagegen ein hungriges, so wird es müde sein.
Deshalb nehmt die goldene Mitte sprich ein entsprechend gefüttertes Pferd, und
ihr werdet dahin gelangen, wohin ihr wollt. Ihr sollt zwar gut beten, aber
darüber das Denken nicht vergessen. Während der Fastenzeit sollt ihr zu Gott
beten, damit er eure Namen in Seinem Königreich erwähnt. Zieht euch mit eurem
Geist zurück wie in eine Wüste und betet zu Jesus, um eure sündige Seele zu
retten. Wenn ihr das tut, werdet ihr stets mit Gott sein. In der Kirche sollt
ihr beim Beten stehen, und wenn ihr müde werdet, dann schämt euch dafür nicht
in der Kirche, denn sie ist die Heimat für unsere Gebete. Wenn ein Kaufmann zu
faul ist, seine Güter auszuladen, dann bekommt er kein Geld. Wir sollten einen
Mittelweg gehen und beten. Diejenigen, die ein spirituelles Leben führen,
werden verspottet. Doch ihr sollt euch dafür nicht schämen und den Worten
Gottes folgen. Böse Dämonen werden in euer Ohr flüstern: „Geht nicht zur
Kirche. Alle Leute, Psalmisten, Diakone und Priester lachen über euch. Bleibt
zu Hause und macht 200 Verbeugungen.“ Doch ihr sollt zur Kirche gehen, weil
euch dort eure Sünden vergeben werden. Einmal hatte ich eine Idee, die tief in
meinem Herzen verwurzelt war. Ich wollte eine Kirche bauen. Doch wie sollte ich
das tun? Ich bin Analphabet und, noch wichtiger, ich hatte kein Geld. Ich
betete zur Himmelskönigin, und Sie gab mir die Kraft und die Hoffnung, nicht
aufzugeben. Es ist leicht zu sagen: „Gib mir 20.000 für eine Kirche“, doch wer
soll sie dir geben? Ich musste denken: ‚Bete zu Gott und bitte um Seine
Großzügigkeit und Seinen Segen.‘ Ich will nicht lange über Wohltäter reden.
Wenn ich beginne, darüber zu reden, dauert das alles zu lange. Die Heilige
Schrift sagt, Gott wird die Gebete hören und der Zar wird den Gottesdienst
belohnen. Ich wurde von Gott gesegnet. Ich, ein einfacher Bauer, ging mit sehr
wenig Geld von Tobolsk nach St. Petersburg. In St. Petersburg war alles neu für
mich. Als erstes ging ich die Alexander-Newskij-Lawra, um die Reliquien zu
ehren und ließ einen großen Sack mit meiner Kleidung draußen. Mit einer Kerze
für zwei Kopeken sprach ich Gebete für drei Kopeken. Dann verließ ich die Lawra
und wollte zu Bischof Sergius von der Kirchlichen Akademie. Die Polizei aber
sagte, dass ich ein Herumtreiber wäre. Doch mit Gottes Segen konnte ich ihnen
entkommen und kam an das Haus des Bischofs. Der Türwächter verweigerte mir den
Zutritt. Ich kniete nieder und begann zu beten. Etwas an meiner Art muss ihn
innerlich berührt haben, und er erzählte es dem Bischof. Da ließ mich der
Bischof zu ihm kommen und wir begannen eine Unterhaltung. Er erzählte mir über
St. Petersburg, seine Straßen und andere Dinge. Im Lauf der Zeit hatte ich die
Möglichkeit, die Adligen und den Zaren zu treffen. Dieser verstand mich und gab
mir Geld für eine Kirche. Ich war glücklich, ging zurück nach Hause und sprach
mit dem Priester über den Bau einer neuen Kirche. Doch die neidischen Dämonen
der guten Taten waren mir voraus. Ich wollte den Leuten beim Bau einer Kirche
helfen, sie aber tadelten mich, sprachen von Ketzerei und sagten Dinge, die ich
mir niemals hätte vorstellen können. Seht, wie stark die Dämonen sind: sie
untergraben einen guten Menschen und sehen nicht seine guten Taten. Die Leute
behaupteten, dass ich zu einer der schlimmsten Sekten gehören würde. Doch das
Wichtigste im Leben ist die Liebe. Das Leben ist wie Gold, es ist unbezahlbar,
doch nur wenige können das verstehen. Diejenigen, die es verstehen, sind sehr
weise Menschen. Viele von uns sprechen über die Liebe, wir aber hören es und
sind doch so weit davon entfernt. Die Liebe ist mit den Erfahrenen und kommt
nicht zu den Menschen, die nur gut leben, selbst wenn sie Priester sind. Es
gibt zwei Arten von Priestern: diejenigen, die nur ihre Arbeit tun, und andere,
die wahre Hingabe besitzen. Die von Gott Erwählten fühlen die wahre Liebe. Ihr
könnt hingehen und ihnen lauschen, und sie werden euch Dinge sagen, die aus
ihrer eigenen Erfahrung herrühren, nicht nur aus Büchern. Daher versuchen die
bösen Geister, die Menschen von der wahren Liebe abzuhalten, doch sie können es
nicht. Liebe ist für euer spirituelles Leben wie ein Vermögen. Liebe lebt
oftmals in Ausgestoßenen, die viel gelitten haben. Es ist schwer, von Liebe
auch nur zu reden. Für dieses Thema braucht ihr einen erfahrenen
Gesprächspartner. Diejenigen, die die Liebe nicht kennen, werden den falschen
Weg gehen. Und es gibt diejenigen Erwählten, welche die Liebe verstehen und
nach dem Neuen Testament leben. Sie haben die wahre Liebe und beten füreinander
Tag und Nacht. Sie haben den wahren Schatz der Liebe. Brüder, hütet euch vor
bösen Geistern. Schwestern, denkt über die wahre und reine Liebe nach. Singt
Psalmen und religiöse Lieder. Böse Dämonen sind stets auf der Suche nach einer
Möglichkeit, ihre bösen Taten zu tun. Doch lasst uns keine Angst vor bösen
Dämonen haben, lasst uns weiterhin Gott loben, die Kirche lieben uns öfter das
Abendmahl einnehmen.
Englischsprachige Quellen:
- http://rasputin-photos.narod.ru/doc/eng/Life_of_an_Experienced_Pilgrim_eng.doc
-
Iliodor: The mad monk of Russia. Life, memoirs and confessions of Sergei
Michailovich Trufanoff (Iliodor), New York 1918, S. 154-164.
Meine Gedanken und Ideen
Die Hast und das Böse machen mich traurig – die Sonne
bringt keine Wärme mehr, der Frühling schenkt den Menschen kein Glück, und in
ihren Augen ist ewige Nacht.
Was wird nun kommen? Herr, führe uns! Von wie vielen
dornigen Wegen ist das Leben doch erfüllt! Heilige Orte sind der Schatz von
Erfahrung und Weisheit.
Im Kiewer Höhlenkloster
Ich kam aus Petersburg, als ich die heilige Lawra
besuchte. Die Stadt ist voller Leben, hier aber herrschen Schönheit und Stille.
Wenn du die Theotokos anbetest und der Gesang „Zu Deiner Güte nehmen wir
Zuflucht“ beginnt (vgl. Heresch, Rasputin. Das Geheimis seiner Macht, 1999, S. 183),
bleibt dir das Herz stehen, und du erinnerst dich an die tausend und eine
kleine Sorgen aus deinen früheren Tagen. Du betrachtest die Höhlen und siehst,
wie schlicht sie sind. Hier gibt es kein Gold oder Silber, nur Schweigen. Die
Heiligen ruhen in einfachen Särgen ohne jegliche Verzierungen. Du erinnerst
dich an deine Verfehlungen, die dein Gemüt bedrücken, und tödliche Tristesse
überkommt dich. Ob du willst oder nicht, du machst dir Gedanken über deine
irdischen Sorgen. Trauer befällt diejenigen, die ständig in Eile sind und sich
abhetzen. Oh Herr, errette mich vor meinen Freunden, und ich werde frei von
Dämonen sein. Denn in den Freunden sind Dämonen, und Freunde bringen
Einbildung. Ich sah wunderbare Höhlen, das Wunder aller Wunder. Gott hat sie
gesegnet und wir müssen glauben. Gott schuf sie aus schlichtem Stein, und sie
dienten den Heiligen viele Jahre als Schutz.
Peiniger aus dem Ausland brachten traurige Erinnerungen
über uns, heute aber ist es noch schlimmer. Bruder kämpft gegen Bruder, so als
ob sie sich nicht kennen würden. So werden die Leiden immer schlimmer. Ich bin
traurig. Doch ich bin gewiss, dass die Kronen Gott näher sein werden als die
jetzigen Folterknechte (1911). Denn diese wurden von Ausländern gepeinigt und
quälen nun ihrerseits Väter und Mönche, und Mönche wenden sich gegen die Worte
des Herrn, Der spricht:
„Ein Bruder wendet sich gegen seinen Bruder, und ein Sohn
gegen seinen Vater – das Ende ist nahe.“
Ich sah Hiob [gemeint ist der Heilige Hiob von Potschajew
(551-651), Anm. d. Üb.] im Höhlenkloster, dort, wo in seiner kleinen Höhle der
Erlöser ist. Warum ist das so? Das ist einfach. Er hat sich keinen Palast
erwählt, sondern blieb in seiner kleinen und schmalen Zuflucht. Wir sollten
lernen, in dieser Einfachheit zu leben und uns jeglichem Luxus zu verweigern.
Und wenn wir unsere Gebete verrichten, wird Gott diese heiligen Gebete hören
und mit euch sein. Seine Geduld ist mit Worten nicht zu beschreiben. Keine
Bücher können sie in Worte fassen.
Im Höhlenkloster von Potschajew
Geheimnisumwobene Lawra von Potschajew! Was erstaunt mich
so an ihr? Als erstes sah ich das Volk Gottes und freute mich, dass es wahre
Jünger fand. Als nächstes sah ich, wie sie die Teile der Wahrheit
zusammensetzten. Dann erblickte ich die Theotokos und ein heiliger Schauer
überkam mich, der sogleich in Ruhe und Sanftheit überging. In jeder heiligen
Stätte wird dir das kostbare Geschenk der Demut zuteil. Ich trat in die
Kathedrale ein und wurde von Ehrfurcht ergriffen. Ich erinnerte mich an mein
früheres Leben. Welch ein Wunder! Die Theotokos Selbst hinterließ Ihre Spur,
Wasser strömt aus dem Felsen, und ein jeder nimmt dieses heilige Wasser
glaubend an. Wie glücklich sind wir, das russische Volk, und doch kennen wir
die uns geschenkten Wunder nicht und wissen sie nicht zu schätzen! Orthodoxe
Christen gehen ins Ausland, um sich verschiedene Berge anzusehen, doch sie
betrachten sie als eine Art Luxus, nicht als Gottes Schöpfung.
An der Schwarzmeerküste
Was soll ich über mein Schweigen sagen? Als ich Odessa
verließ und meine Reise am Schwarzen Meer begann, war es so still und meine
Seele erfreute sich am Meer. Nur die Wellen glitzern in der Sonne, und nichts
anderes ist zu sehen. Hier haben wir ein von Gott gegebenes Beispiel: Wie
wertvoll ist eine menschliche Seele? Ist sie nicht eine Perle? Was bedeutet das
Meer für sie? Das Meer bringt auf eine leichte Weise Ruhe in die Seele. Du
stehst am Morgen auf, und die Wellen, die ans Ufer schwappen, reden gleichsam
mit dir und machen dich glücklich. Das Meer schimmert in der Sonne und lässt
die menschliche Seele die ganze Menschheit vergessen. Du blickst auf die Sonne,
und deine Seele wird erfüllt von unbeschreiblicher Schönheit. Das Meer erwacht
aus seinem Schlaf, ganz von selbst, ohne jede Anstrengung. Das Meer ist weit
und der Geist ist noch weiter. Es gibt keine Grenzen für den menschlichen
Geist. Keine Philosophen können das begreifen. Ein weiterer schöner Anblick ist
es, wenn die Sonne untergeht und ihre Strahlen das Meer färben. Diejenigen,
welche die Sonne zu schätzen wissen, werden von ihr beruhigt und liebkost. Wenn
die Sonne untergeht und von Minute zu Minute mehr verschwindet, schmerzt ihr
wunderbarer Glanz die Seele... Es wird dunkler... Überall ist Stille. Sogar die
Vögel schweigen und laufen zu Fuß auf dem Deck hin und her. Unwillkürlich
denkst du an deine Kindheit, vergleichst diese Ruhe mit der belebten Welt und
führst leise Selbstgespräche, um die Tristesse, die deine Feinde über dich
gebracht haben, wieder loszuwerden... Es ist eine ruhige Nacht im Meer, und mit
verschiedenen Ideen und tiefen Eindrücken, die dir durch den Kopf gehen,
schläfst du ein.
Das Meer Christi. Es ist voller Wunder. Es wurde vom Herrn
besucht und erschaffen auf wundersame Weise. Du kannst die Ufer und Bäume
sehen. Wie kann das deine Seele nicht glücklich machen? Wir sehen die Küsten
näherkommen, schauen und bewundern die von Gott erschaffene Natur und preisen
Ihn für Seine Schöpfung und ihre Schönheit, die für den menschlichen Geist oder
die Philosophie nicht zu beschreiben ist. Die Wellen werden größer und Angst
kommt auf. Du fühlst dich wie in einem Nebel... Herr, schenke uns Ruhe in
unseren Seelen! Auf dem Meer ist sie nur vorübergehend, an Land dagegen
beständig vorhanden. Auf dem Meer fällt sie auf, an Land aber ist sie nicht
jedermann vertraut und bringt Verwirrung in die Seele. Das Gewissen ist wie
eine Welle, doch egal, wie hoch die Wellen im Meer gehen, sie sterben sofort
wieder; das Gewissen aber kann nur durch gute Taten geheilt werden. An Land
leidest du mehr. Oh, welche Täuschung, werden sie sagen, und schauen und
sehen... Das Gewissen flüstert jedem seine Fehler zu; jedermann sollte
erkennen, dass keine Sünde versteckt und begraben werden kann. Jede Sünde ist
wie ein Kanonenschuss – jeder will wissen...
Kurze Beschreibung Konstantinopels
Was kann ich mit meinem bescheidenen menschlichen Geist
über die wundervolle Hagia Sophia, die Erste der ganzen Welt, sagen? Wie eine
Wolke über einem Berg ist sie die Erste der ganzen Welt. Ja, die Hagia Sophia
ist wie eine Wolke über einem Berg. Oh weh! Der Herr ist zornig über unsere
Anmaßung. Er gab die heilige Stätte den gottlosen Türken, ließ sie beschimpft
und verspottet werden. Sie rauchen sogar darin. Herr, erhöre unsere Gebete und
gib uns die Kathedrale zurück! Lass sie die Arche werden! Die Legende sagt,
dass die Kathedrale den Orthodoxen wegen ihrer Anmaßung genommen wurde, denn
sie akzeptierten diese Arche nicht, sondern verwöhnten sich mit Festen und
Luxus. Lange Zeit war der Herr darüber wütend und befahl, dass Sein Heiligtum
geschmäht werde. Wir müssen abwarten, und Gott wird uns vergeben, und die
Kathedrale wird wieder unser sein dank den Tränen vom Kreuz. Es gibt dort
unberührte Orte. Sie bezeichnen den Christus (am Altar) und die Theotokos (am
Ausgang). Es gibt 300 Kronleuchter darin. Diese sind Wunderwerke, die der
Sultan als Preis für die Kriegerleichen bezahlte, nachdem er mit seinem Pferd
in die mit Orthodoxen vollbesetzte Kirche eingedrungen war: sein Pferd hatte
dabei eine Säule gerammt, wodurch ein großes Stück abbrach und herabfiel, und
bis heute sieht es so aus wie damals. Wo der Sultan aber sich an der Säule
abstützte, kann man noch heute den Abdruck seiner Finger und des Handrückens
sehen. Welch ein Wunder! Und daher wird die Kathedrale einst den Christen
zurückgegeben werden. Gott schafft Wunder durch die Tränen vom Kreuz und lässt
uns heimkehren.
Ich kam auch zum Kloster von Theodorus dem Gelehrten [6.
Jh., Anm. d. Üb.] Viele Kunstgegenstände und orthodoxe Ikonen blieben hier erhalten.
Die Ikonen der Theotokos und vielen anderen trösten die christliche Seele. Die
Zelle von Theodorus dem Gelehrten ist noch immer vorhanden. Sie ist dunkel und
lädt zur Buße ein – wahrlich ein Mann des Glaubens. Der Herr hat die Wohnungen
der Orthodoxen verhöhnt als Strafe für unsere Sünden, nichts aber kann die
rechtgläubige Seele berühren. Sie können dir alles nehmen, aber deine Seele
nicht. Hier ist noch ein Beispiel für uns: Entbehrung auf Erden ist ein
Verdienst im Himmel. Wir sollten den Herrn um Geduld bitten, und Entbehrung ist
eine Heldentat. Es gibt eine höhere Belohnung, wenn man etwas verliert, als
wenn man es einfach nur weggibt. Wenn du etwas verschenkst, tust du es aus
eigenem freiem Willen, doch wenn du beraubt wirst, bist du traurig und erbst
damit das Reich Gottes. Gott hilft jedem, der geduldig erträgt und macht ihn
zum Erben des Himmlischen Vaters.
Hier in Konstantinopel existieren auch die Cathedra von
Johannes Chrysostomos, die Reliquien des Heiligen Ephraim, und viele andere
Erinnerungen. Es gibt eine Säule, an die Christus angekettet war. Wo immer du
hinsiehst, siehst du Leid. Oh Herr, wie sündig wir sind... Alles ist Leiden für
uns. Johannes Chrysostomos predigte vor langer Zeit, und doch kann man noch den
Klang seiner Stimme hören, und die Ikone steht noch auf seiner Cathedra. Auch
Romanos war hier. Oh Herr, wie zahlreich sind Deine Wunder! Eine riesige
Kathedrale wurde hier erbaut, um die zwölf Apostel zu ehren – und sie wurde in
eine Moschee verwandelt. Dort gibt es nichts, keine Ikonen, keine Erinnerungen.
Bekannt ist nur, dass in der Kathedrale der zwölf Apostel das Heiligtum
missbraucht wurde. Ich will nicht versuchen, die griechischen Kirchen zu
beschreiben. Sie sind ein uraltes Wunder! Es gab eine Kirche in Konstantinopel,
wo St. Andreas, Narr um Christi Willen, betete und die Theotokos sah. Ich bin
dort gewesen, aber es ist nur eine kleine Wand übrig geblieben, einige Ruinen
und ein kleiner Garten in der Nähe einer griechischen Kirche.
Es tröstet die Seele, wenn man an diese ergreifenden
Ereignisse denkt, denn die Theotokos beschützt jedermann; Sie betete draußen
und noch heute, am Tag Mariä Schutz [1. Oktober, Anm. d. Üb.], schenkt Sie uns
Trost und Fürsorge. Sie lehrte die Männer des Glaubens, richtig zu beten und
erscheint den Redlichen wie den Unredlichen, um ihren Gebeten zu lauschen. Sie
kennt all unsere Bedürfnisse, und um was Sie den Herrn bittet, erhalten wir
auch. Gott erhört stets, was Sie wünscht. Eine Säule von tausend Pud Gewicht
wurde von Rom nach Konstantinopel gebracht. Das ist ein großes Wunder, und es
gibt noch vieles mehr über Konstantinopel, was ich hier nicht erwähne.
Weiter unterwegs
In Metelena
Ich kam nach Metelena, einer kleinen Stadt, wo der Heilige
Paulus predigte und 30 Märtyrer zu Christus bekehrte. Der Platz hier ist noch
mit Leben erfüllt von seiner Predigt. Die Stadt ist malerisch an der Küste
gelegen und von Bergen umgeben. Die Bucht ist hier ein Archipel, und die Ufer
und Berge sind wunderschön. Oh Herr, führe uns auf Deine Spuren. Je weiter wir
gehen, desto mehr heilige Stätten werden wir sehen. Kein Wunder, dass das
russische Volk sein Geld spart und hierher kommt, um diese Wunder zu suchen.
Ich begegnete vielen Leuten, doch in der dritten Klasse sind besonders viele
wahre Christen. Sie beten beständig und lesen den Hymnos Akathistos, morgens
und nachts. Ich sah bulgarische Frauen, die ein wahres Verständnis vom Reich
Gottes besitzen; sie sind Myrrhe tragende Frauen, die Christus wahrhaft lieben.
Mir fiel auf, dass die türkische Kleidung der christlichen und jüdischen
ähnlich war. Wir dürfen erwarten, dass die Worte des Herrn wahr werden, wonach
trotz der scheinbar unterschiedlichen Kleidung nur die rechtgläubige Kirche
erhalten bleibt. Zuerst werden sie diesen Unterschied austilgen, und bald danach
wird werden sie ihren Glauben ändern. Es ist schwierig, das alles auf einmal zu
verstehen. Erst werden die Ausländer unsere Kleidung mögen, und später unsere
Kirche auch.
In Smyrna
Smyrna befindet sich auf der asiatischen Seite, am Ende
einer riesigen Bucht. In der Stadt gibt es mehrere herrliche griechische
Kathedralen. Eine von ihnen befindet sich an dem Ort, an dem die Samariterin zu
Jakob sprach und an Christus glaubte. Wie viel Geschichte ist in dem türkischen
Land erhalten! Wenn man darüber nachdenkt, beginnt man zu wünschen, das wir
Alle zu einer einzigen Orthodoxen Kirche gehören würden. Neben der Kathedrale
in Smyrna, die durch die Predigten der Samariterin Fetinja gegründet wurde, ist
auch eine Kathedrale, wo die Theotokos zu predigen pflegte. Auch die Reliquien
des Heiligen Georg (ein Teil seines Beins) und des Heiligen Kosmas des
Gnadenreichen sind hier. Wir passierten die Insel von Metelena, wo der Bischof
Gregorius (der mit dem Gedenktag des 5. November) beheimatet ist. Die Predigten
dieses Bischofs sind von wahrer Klarheit. Sie sind in den Herzen der Orthodoxen
noch lebendig. Bei Smyrna gibt es einen Berg, wo der Jünger von Johannes dem
Evangelisten und viele andere Menschen mit ihm den Märtyrertod starben. Wie
viele Märtyrer für Christus mag es geben? Alle Kronen mussten mit Blut erkauft
werden. Nicht weit von Smyrna befinden sich die Ruinen des antiken Ephesos.
Ephesos
Johannes der Evangelist und Apostel lebte lange Zeit in
Ephesos und vollendete hier sein Testament. Deshalb ist dies ein heiliger Ort,
und selbst das Meer selbst bringt neues Leben in deine Seele. Die Theotokos war
hier für kurze Zeit, und hier wurde das dritte Konzil einberufen. Der erste
Bischof in Ephesos war der Apostel Timotheus, der Gehilfe des Heiligen Paulus.
Beide starben einen Märtyrertod. Auch Johannes Chrysostomos hat hier gelebt. In
der Umgebung von Ephesos sind zahlreiche Höhlen erhalten geblieben. Um zu ihnen
zu gelangen, muss man mit dem Pferd reiten. Dieser wundersame Weg lehrt einen,
in sich zu gehen und zu erfragen, ob man zu diesem Orten gehört. Lass uns
hoffen, dass der Feind nicht bei der Arbeit ist. Lass uns hoffen, dass er dort,
wo wir nicht wissen, was tun ist, keine Falle aufstellt. Nicht weit von hier
liegt die Insel Chios, wo im dritten Jahrhundert Isidor den Märtyrertod erlitt.
All diese Orte sind heilig. Herr, segne uns habe Erbarmen mit uns!
Insel Patmos
Die Insel Patmos. Sankt Johannes der Evangelist, war hier,
und das ist auch der Ort, wo er das Testament und die Offenbarung schrieb. Hier
befindet sich nun ein Griechisch-Orthodoxes Kloster, und die ganze Insel ist
mit Christen bewohnt. Sankt Johannes der Evangelist betete für seine
Einsiedler, und nun sind wir seine Anhänger. Nun sind wir im Mittelmeer und
unser Schiff macht keinen weiteren Halt.
Oh Herr, wie viele Menschen wurden zu Christus bekehrt
entlang dieser Küsten! Sie bekehrten viele Menschen zu Christus, und daher gibt
es eine Menge von Märtyrern auf beiden Seiten des Mittelmeers, und die Griechen
wurden anmaßend durch ihre Philosophie. Da wurde der Herr zornig und überließ
alles, was die Apostel erarbeitet hatten, den Türken.
Die griechischen Bischöfe sind zwar sehr gebildet, doch es
ist kein Geist der Armut – dies jedoch ist das einzige, dem die Massen folgen.
Ohne diesen Geist wird es dem Bischof nicht gefallen, wenn er keine angemessene
Kleidung trägt; hat er aber diesen Geist, dann kümmert ihn die Kleidung nicht,
und die Mengen folgen ihm auch in schlechter Kleidung nach. Ich habe dies schon
miterlebt, denn ich kenne selbst viele Bischöfe. Herr, errette sie und mache
sie eins! Warum wechseln die Leute heutzutage ihre Religion? Weil kein wahrer
Geist mehr in den Kathedralen ist. Da sind nur noch die Dekorationen, doch die
Kathedrale ist leer.
Als Johann von Kronstadt predigte, war die Kathedrale von
Geist erfüllt, und Tausende von Menschen kamen, um sie zu hören. Nun gibt es
einige von seiner Art. Einige sind dick und haben Angst, dass man sie mit
denen, die ihr Fett von der Faulheit bekommen haben, gleichsetzt. Natürlich
erlaubt der Herr Vielfalt. Einige fette Mönche werden fett geboren, und dennoch
lebt Gottes Geist in ihnen. Das ist etwas anderes. Auf dem Weg nach Jerusalem
sieht man heilige Stätten, in denen sich die Apostel versteckt hielten. Sie
wanderten zu Fuß die Küsten entlang und reisten so von Stadt zu Stadt. Du
denkst, die Leute hätten Angst, hier zu gehen, doch es ist so leicht, hier zu
beten. Die Apostel beteten für alle Reisenden, und deshalb ist es so leicht, am
Meer zu beten. Gott lehrt und führt dich mit Seiner Weisheit.
An weiteren Orten
Die Stadt Rhodos ist voll von Gärten. Wie schön ist es
entlang des Mittelmeers! Rhodos ist grün und im Februar voller Blumen. Der Herr
bringt viele fruchtbare Jahre hier. Gottes Barmherzigkeit kennt keine Grenzen.
Auch die Theotokos hat Zypern besucht. Die Insel Zypern hat viele Heiligtümer
und heilige Stätten. Hier gibt es viele Mönchs- und Nonnenklöster. Wir
besuchten die Stadt Mersin. Alle Plätze hier sind geprägt von heiligen
Anlässen, und das tut unsere Seele gut.
Fünf Stunden entfernt von Beirut ist das Grab von Jonas
dem Propheten. Einst verschluckte ihn ein Wal und nahm ihn mit ins Mittelmeer.
Welche Wunder geschahen hier, um die Aberwitzigen zu retten, die nicht wussten,
was sie taten! Der Herr sandte Propheten zu ihnen, und sie verwandelten sich in
Heilige. Wir alle wissen, wo das Allerheiligste ist, doch wir ziehen es vor,
davon nichts wissen, hören oder sehen zu wollen. Wir reden uns ein, dass uns
noch viele Jahre bleiben, um unsere Seele zu retten.
Die Stadt Tripolis liegt am Meer, umgeben nur von den
libanesischen Bergen und nichts anderem. Die Festung sieht aus wie unsere
Peter- und Paulsfestung. Die Berge Libanons mahnen zur Gottesfurcht. Beirut
liegt über dem Meer und alles ist grün. Oh Herr, überall ist eine Quelle des
Lebens. Sankt Georg besiegte in dieser Stadt den Drachen, und es gibt einen
Brunnen und eine türkische Kapelle. Der See ist überwachsen von Gras. Oh
Schmerz, der Herr ist zornig auf die Orthodoxen und gab den Türken all unsere
heiligen Stätten. Dies lehrt uns: wenn wir etwas von Gott bekommen und es nicht
zu schätzen wissen, wird es uns wieder weggenommen, und nichts mehr bleibt
übrig. Herr, lass uns Deine Schönheit sehen! Erschaffe Wunder und erinnere uns
an Deine Segnungen. Verlasse uns nicht und schenke uns Hoffnung durch Deine
Gebete.
Jaffa, wo Elias lebte. Unterhalb der Stelle, wo Elias
betete, ist eine Höhle, und nun steht dort ein griechisches Kloster. Ich habe
all die Stätten gesehen, wo Elias viele Wunder vollbrachte. Ich sah sein
strenges Gesicht auf der Ikone, und jeder, der ihn ansah, war ergriffen von
Ehrfurcht. Elias, bitte für uns zu Jesus! Gott wird dich hören. Von hier kann
man einen Ausflug nach Nazareth machen. Jaffa ist von so wunderbarer Schönheit
wie das Paradies. Es gibt keinen weiseren Ort auf der Erde als diesen hier. Ein
solches Paradies auf Erden zu finden, ist unglaublich! Wenn du in deinem Leben
Kummer hast, ist dieser Ort geeignet, deine Seele zu heilen mit dem Licht
Gottes, das von allem Sündigen reinigt.
Jerusalem
Als ich in Jerusalem ankam, besuchte ich dort als erstes
einen Gottesdienst. Das Glück, das ich dabei fühlte, kann ich mit Worten nicht
beschreiben. Du erinnerst dich einerseits an die Auferstehung, andererseits an
alle Leiden Christi. Hier hat Christus gelitten. Vor deinen Augen entsteht das
Bild der Theotokos, Die ihren Sohn am Kreuz sah und dabei litt. Und Er musste
auch in Attika leiden. Oh Herr! Wenn man sich umsieht, erblickt man diese
Menschen, die noch Kleidung wie aus alter Zeit tragen. Die Augen füllen sich
mit Tränen. Man betritt die Kathedralen, wo all diese großen Ereignisse
stattgefunden haben und Jesus Selbst Tränen vergoss. Ein heiliger Schauer
durchströmt dich, wenn du an das Grab Jesu kommst!
Ich fühlte eine solche Liebe in meinem Herzen, dass ich
bereit war, meine Liebe mit Allen und Jedem zu teilen, denn die Liebe ist für
mich heilig und kennt keinen Mangel. Hier an diesem Grab siehst du alles durch
dein geistiges Herz. Wie viele Tausende von Menschen kommen hierher, um mit
Jesus aufzuerstehen? Was kann ich noch über das Grab sagen? Ich will nur zu mir
selbst sprechen: „Herr, erstehe auf von der sündigen Welt zu seligen Himmeln!“
Oh, welchen Eindruck macht Golgatha auf dich! Hier in der Kirche des Heiligen
Grabes, wo die Himmelskönigin stand, ist eine runde Schale, und von dort aus
blickte Sie nach Golgatha und weinte. Wenn dein Blick auf diesen Platz fällt,
fließen Tränen in deine Augen und du siehst, was alles hier geschehen ist.
Herr, oh Herr! Warum? Herr, lass uns nicht mehr sündigen! Errette uns von unserem
Leiden!
Man führt uns in den Patriarchenhof und beginnt, unsere
Füße zu waschen. Herr, welches Bild kommt mir in den Sinn: Sie waschen unsere
Füße und trocknen es mit einem Handtuch. Tränen treten in unsere Augen, und
jeder ist erstaunt, wie tief unsere Gefühle sind. Wir saßen da in Reihen, und
vor uns waren die jüdischen Wasserkrüge. Das erinnerte uns an das letzte
Abendmahl, wo alles anfing. Später sangen wir Akathisten am Grab. Herr, welche
Wonne! Dein Herz füllt sich mit Stille und Tränen. Dann, am Morgen, gegen 12
Uhr, begannen sie eine Messe. Ich sah mich um und sagte zu mir: ‚Paradies auf
Erden, verschwinde nicht, bleib bei mir und in mir.’
Hier in der Auferstehungshöhle ist das Kreuz von
Konstantin und seiner Mutter Helena. Wie die Geschichte berichtet, fand sie
drei Kreuze und Jesus zeigte ihnen das eine, an dem er gekreuzigt worden war.
In der Kirche des Heiligen Grabes befindet sich auch das
Grab des Nikodemus, der einen Sarg für sich selbst zimmerte und ihn dann für
Jesus verwendete. Er vollbrachte früher gute Taten und wurde dafür belohnt.
Fürchte dich nicht davor, Gutes zu tun. Wie viele Altäre sind hier in der
Kirche des Heiligen Grabes! Gebete in vielen Sprachen werden hier gesprochen.
Sie sind gerichtet an die Abtei Hagia Maria Sion, wo der Sarg der Jungfrau
Maria steht. Auf dem Weg dorthin sahen wir viele Aussätzige, die um Geld
bettelten. Wir sahen auch die Häuser von Judas und Pontius, die nicht weit
voneinander entfernt sind.
Wir erreichten dann mit der Menge die Höhle der Jungfrau
Maria, und die ganze Menschenmenge begann, zu Ihrer Ehre zu singen. Wir sahen
uns an diesem Platz um und gedachten daran, was hier geschehen war. Hier ist
auch Josef begraben. Josef, bete für uns zu Gott! Dann führte unser Weg zu den
herrlichen Toren, wo der Herr Jesus Christus zum letzten Mal gerichtet wurde.
Wir kamen dann nach Gethsemane, wo Jesus oft zu seinen
Jüngern von seinen Leiden sprach. Wir verneigen uns vor dem Platz, wo seine
blutigen Tränen flossen! Wenn du daran denkst, dass du an dem Ort bist, wo er
gebetet hat, steigen dir Tränen in die Augen. Da ist ein Stein in der Mauer,
der gefärbt ist vom Blut Jesu. Dieser Ort lehrt dich zu beten. Seine Tat dort
geschah für jedermann. Wenn du weißt, dass seine Tränen hier vergossen wurden,
fürchtest du bei jedem Schritt, auf jeden Stein zu treten. Herr, errette uns,
vergib uns in Deinem Herzen. Herr, erwecke uns! Wir gingen höher und hörten die
Glocken läuten.
Heiliger und großer Samstag
Welch große Vorfreude auf das Heilige Feuer! Die Pilger
können die heilige Prozession kaum erwarten. Viele Menschen weinen und Araber
klatschen in die Hände, hüpfen und singen in Ekstase. Der Platz ist umgeben von
Soldaten. Die wichtigste Minute naht. Der Patriarch legt sein Gewand ab und
betritt allein das Grab. Die Kirchgänger sind gespannt und warten, bis der
Patriarch mit dem Feuer herauskommt... Er läuft mit dem Feuer an die
Heiliggrabkirche, wo er Kerzen entzündet. Dann bringt er diese Kerzen hinaus zu
den Menschen, insgesamt 33 an der Zahl. Viele zünden auch ihre eigenen Kerzen
an. Die Leute sind sehr aufgeregt, und es ist sehr laut in der Kirche. Einige
Leute nehmen brennende Kerzen mit nach Hause, andere zünden sie drei Mal an und
stellen sie dann ab. Wieder geschah ein Wunder. Herr, lass mich daran erinnern.
Es ist so schön, im Heiligen Land zu sein, doch man muss mit Glauben hierher
kommen, sonst wird man es nicht zu schätzen wissen. Für Jerusalem reicht es
aus, alle Plätze nur einmal zu besuchen, um später zu Hause darüber
nachzudenken. Beim ersten Mal bist du von unerklärlichem Glück erfüllt, und
beim zweiten Mal werden Zweifel und Unglaube dich erschüttern. Es ist schwer
dort für die Nonnen, große Versuchungen warten auf sie, böse Dämonen sind sehr
missgünstig.
Ich war am Fluss Jordan, wir sprachen Gebete und liefen im
Wasser. Wir sahen die Jordanwüsten, wo Maria von Ägypten sich verborgen hielt.
An dem Ort, wo Jesus Christus getauft wurde, denkt jeder über die Vergebung
seiner Sünden nach. Menschen vieler Nationen kommen ehrfürchtig zum Fluss
Jordan, um Vergebung zu erlangen.
Dort sahen wir auch das Tote Meer. Die Strafe des Herrn
war über es gekommen, und wir alle waren ergriffen von Ehrfurcht und Schrecken.
In diesem Meer ist kein Lebewesen zu finden. Wir nahmen das wahr und weinten.
Hier wurde Elias von Gott gesegnet. Es ist schwer, den genauen Ort anzugeben,
wo Elias von Gott berufen wurde. Die ganze Jordanwüste ist reich an Geschichte.
Es gibt nicht viel Vegetation und nur einen kleinen, von Büschen überwachsenen
Fluss. Es gibt viele Klöster ringsum. Johannes der Täufer und andere Eremiten
der biblischen Legenden bewiesen hier ihre Hingabe durch Fasten und Schweigen.
Später lebten dann Mönche am Fluss Jordan, doch später vernichteten die
Griechen alles, sodass nur die Wüste übrig blieb. Das Kloster von Sankt Gerasimus.
Hier lebte Gerasimus in der Wildnis und zähmte wilde Tiere. Die Griechen sind
an sich wohlwollend, doch sie verstehen es nicht, Geschichte zu bewahren. Jeder
noch so kleine Stein hier ist heilig.
Wir sahen das Haus von Zachäus in Jericho, welches im Neuen
Testament erwähnt wird. Ein Akademiker aus dem Kloster Pantelejmon (ich habe
ihn kennengelernt) führte dort einige Ausgrabungen durch und legte einen
Mosaikboden frei.
Die Quelle von Elias dem Propheten befindet sich auch in
der Jordanwüste, doch wir waren nicht da. Dort gibt es auch die Feige aus dem
Evangelium, die unsere nicht vergebenen Sünden darstellt – die, die wir nicht
loswerden wollen, weil wir Angst vor Gott und Seinem Wort haben. Das Kloster
der Versuchung Christi steht auf einem hohen Hügel. Dies ist der Ort, wo der
Teufel Jesus während seiner vierzig Tage Fasten versuchte. Es ist ein
wunderbarer Tempel, und es gibt eine kleine Zelle mit dem Stein, wo der Teufel
Jesus in Versuchung führte. Nicht weit davon sind das Kloster von [George Chozabite]
und Mar Saba in den Bergen. Es gibt viele Quellen hier. Auf dem Weg liegt das
Hotel Zum Guten Samariter, das nun den Türken gehört, die den Pilgern kein
Wasser geben.
Die Eiche von Mamre! Unter ihr werden Güte und Liebe
großgeschrieben. Abraham begrüßte die drei Engel hier. Sara und Abraham sind
Beispiele für diese Güte. Wie schön ist es, hier einen halben Liter Wasser mit
einem Pilger zu teilen. Wir verneigten uns vor dem Baum und sprachen ein Gebet.
Die eine Hälfte des Baums ist vertrocknet von seinem hohen Alter, doch einige
Zweige sind noch grün. Das ist die Güte des Herrn! Es wird stets grün sein, den
Herrn Jesus Christus zu ehren. So wie dieser Baum grün vor Güte ist, macht es
Lust, Gutes zu tun. Lasst uns das nicht vergessen!
Auf derselben Straße sind die Teiche Salomos. Sie werden
benutzt, um das Vieh zu tränken und trocknen niemals aus. Nahe Jericho, auf dem
Weg zum Fluss Jordan liegt Bethanien. Wir sahen den Ort, wo Jesus mit Martha
sprach, und dort wurde eine Kathedrale erbaut. In der Nähe ist auch die
Grabhöhle des Lazarus. Sie ist so tief wie bei seiner Auferstehung im Neuen
Testament beschrieben. Wenn man an diesem Ort vorbeikommt, denkt man: „Herr,
lass meine Seele wieder auferstehen aus einem sündigen Abgrund.“
In Jaffa erweckte Petrus Tabitha wieder zum Leben. Wir
besuchten die Höhle, wo dieses Ereignis stattfand, und es brachte angenehme
Ruhe in die Seelen der russischen Pilger. Man kann Petrus geradezu sehen und
seine Gebete zu Gott fast hören. Hier am Ufer sind einige Bruchstücke der Arche
Noah – ein Sinnbild des Heils für uns Christen. Unser Heil ist die Kirche, und
jeder, der das hört, soll wie Noah gerettet werden. Die Kirche ist unsere
Mutter!
In Bethlehem gibt es eine große Kathedrale mit vielen
Altären und schönen Dingen. Wenn man jedoch bedenkt, dass Jesus in einer Krippe
geboren wurde, vergisst man allen Komfort, ebenso alle Müdigkeit und auch
Unangenehmes. Jedermann ist glücklich erregt an diesem Ort!
Hier geschah aber auch das Massaker, das König Herodes an
den unschuldigen Kindern befahl. Wie viel Böses und Hass muss in seinem Herzen
gelebt haben, als er befahl, alle Neugeborenen seines Volkes töten zu lassen!
Das Gerede der Leute über ihn scherte ihn nicht, und er hatte keinerlei Mitleid
für die Kinder. Wir sind nun in der Höhle, in der all die unschuldigen Kinder,
viele Tausende, ermordet wurden. Erschüttert blicken die Pilger auf das Böse
des Herodes, seine Eifersucht und die unschuldigen Kinder. Wie schwer muss es
für die Mütter gewesen sein! Böses und Eifersucht lebt noch immer in den
Menschenherzen. In ein und derselben Kathedrale ist auch der Platz, wo der
Engel dem Joseph vor Herodes’ Plänen warnte. Wir alle verbeugten uns an dieser
Stätte und sahen auch die Treppe, über deren Stufen Josephs Flucht nach Ägypten
ihren Anfang nahm. Unser Blick fiel auf diese Treppe in Liebe und Glauben, denn
sie führte Joseph in ein hartes Leben mit Flucht und Verfolgung.
Auf dem Weg nach Bethlehem, nicht weit von der Stadt
entfernt, befindet sich das Grab der Rachel, die „um ihre Kinder weinte“ und
nicht getröstet werden konnte. Wir verließen Bethlehem und kamen an die Höhle
des Hirten, wo der Engel ihnen eine gute Nachricht überbrachte. Alle Pilger
sangen und beteten vor der Ikone, die den Engel zeigt, wie er die gute
Nachricht bringt. Die Höhle schenkte uns Glück und erfüllte uns mit der
Weisheit der Weisen. Herr, schenke uns Weisheit!
In Jerusalem gibt es eine kleine Kirche von Anna der
Rechtschaffenen, und dort ist in einer kleinen Höhle Simeon der Gerechte
begraben. Wie schön es ist in seiner Höhle! Er hatte Zweifel daran, dass Jesus
aus einer Jungfrau geboren wurde, da erschien ihm der Engel. Und Simeon glaubte
ihm und sagte, dass er sterben würde, sobald er die Geburt des Gottessohnes
gesehen habe. Und so geschah es auch.
Auf dem Rückweg näherte sich unser Schiff wieder dem Ort,
wo der Wal den Jona freigegeben hatte, und alle begannen zu singen. Die gesamte
Gruppe besah die Stätte, wo dieses Wunder geschah. Eine kleine Säule aus Stein
ist dort errichtet und ein viereckiges Loch von unermesslicher Tiefe ist zu
sehen. Unser Schiff hat hier einen halben Tag Aufenthalt. Hier steht auch eines
der ältesten Klöster der Welt, und an einer Stelle wächst ein Baum, an dem
Jesus Christus gekreuzigt wurde. Der Baum wurde einst von Lot gepflanzt. Als Lot
dereinst aus Sodom zurückgekommen war, wurde er in Versuchung geführt. Doch der
Herr segnete ihn durch einen weisen Mann und wies ihn an, drei Samen zu
pflanzen und sie täglich zu gießen. Er holte Wasser aus dem Jordan. Gott
erhörte seine Gebete und eines Tages erwuchs aus den Samen ein Baum. Auch die
Kirche ehrt diesen Baum, denn aus seinem Holz wurde das Kreuz gefertigt, an dem
Jesus gekreuzigt wurde. Der Herr segnete Lot. Er war ein gerechter Mann, doch
dann beginn er viele Sünden, die er bereute. Das ist unsere erste Erlösung:
Wenn du für Gott lebst und vom Satan versuchst wirst, kannst du trotzdem noch
Erlösung finden.
Im Haus von Joachim und Anna sahen wir ein Mosaik, auf dem
Damwild zu ihren Füßen abgebildet ist. Oh Herr, alle Tiere hatten Zutrauen zu
ihnen und ehrten sie. Tiere brauchen Fürsorge, Liebe und Verständnis.
Es gibt viele kluge Menschen auf der Welt, die keinen
Glauben haben. Wenn du mit ihnen sprichst, solltest du mit der Liebe beginnen,
nicht mit dem Glauben. Versichere dich zuerst, dass sie dich auch mögen, und
dann bring sie langsam zum Glauben. Dann werden sie verstehen, wovon du redest
und aufmerksam sein.
Auf den Schiffen gibt es viele Menschen. Ich bin sicher,
dass der Staat stärker wäre, wenn es mehr Vertrauen gäbe. Den Pilgern sollte
mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Ausflüge für sie sollten nicht so
teuer sein, man sollte ihnen kein Wasser in Rechnung stellen und eine Mahlzeit
pro Tag servieren. Pilger werden behandelt wie Vieh; bisweilen sind einige
hundert Menschen (dieses Jahr mindestens 500) in den Laderäumen des Schiffs
untergebracht, und jede noch so kleine Dienstleistung wird ihnen in Rechnung
gestellt. Pilger reisen ins Heilige Land und haben viele Unannehmlichkeiten. Es
ist schön, wenn man reich ist, doch die Armen sollten besser behandelt werden.
Arme Pilger tragen durch ihren einfachen Glauben eine Menge dazu bei, Russland
zu unterstützen. Sie gehen in die Dörfer und erzählen in ihrer einfachen
Sprache, was sie gesehen und erlebt haben, und jeder weiß, dass sie die
Wahrheit sagen. Die Menschen teilen ihre Liebe zu Gott mit ihnen, und dass ist
die beste Unterstützung für den Staat, die man sich nur vorstellen kann.
Ich wurde auch Zeuge eines großen Ereignisses – dem
katholischen Osterfest in Jerusalem. Deren Ostern ist eine Woche früher als bei
uns. Was kann ich über das katholische Ostern sagen? In unserem Land ist man
froh und glücklich an diesem Tag, doch in dieser Kirche hier ist kein Glück zu
finden. Es ist kein Vergleich zu dem orthodoxen Ostern. Wir, die Orthodoxen,
sind so gesegnet! Bei den anderen gibt es kein Glück. Selbst an Ostern sind
ihre Gesichter dunkel. Doch ich will nicht urteilen. Ich denke nur nach und
vergleich unser Ostern mit ihrem.
Ich fühle, wie glücklich unsere Leute sind und würde mich
von diesem Glauben niemals wegbewegen. Es blüht der Gerechte, einer wie Johann
von Kronstadt und viele tausend Anderer.
Englischsprachige Quelle:
http://rasputin-photos.narod.ru/doc/eng/My_Ideas_and_Thoughts_eng.doc
Buch über Rasputin:
Der russische Ödipus
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